Jettenbach: Nachhaltigkeit ist für die Gemeinde kein leeres Wort. An der „Energiewende“ wird dort seit Jahren gearbeitet – schon lange vor dem Reaktorunfall von Fukushima. Fotovoltaik und Holz nutzt die Gemeinde bislang als Energiequellen. Windkraft soll möglichst bald hinzukommen.
VON Dietmar Fligg
Seit mehr als zehn Jahren, genau seit 1999, als Bernd Ginkel Ortsbürgermeister von Jettenbach wurde, setzt die Gemeinde in punkto Energieversorgung konsequent auf die Verwendung regenerativer Quellen. Auch an der Produktion von Strom aus Wind ist die Gemeinde interessiert, denn im etwa 400 Meter hoch gelegenen Jettenbach bläst oft ein kräftiges Lüftchen.Nahe dem Gangelborner Hof drehen sich bereits die Flügel von zwei privaten Windrädern auf Jettenbacher Gebiet. Etwas entfernt produzieren weitere fünf Rotoren Strom, allerdings auf der Gemarkung Reichenbach-Steegen.
Genau in diese Richtung möchte Jettenbach auf seinem Areal ebenfalls noch Windräder bauen lassen. Seit 2006 versucht die Gemeinde dort bislang vergeblich ein Sondergebiet für Windenergienutzung zu etablieren. „Drei größere Anlagen mit einer Leistung von jeweils 1,8 Megawatt sollten genehmigt werden. Alle Gutachten waren da, aber die Wehrbereichsverwaltung hat Einspruch erhoben“, erinnert sich Ginkel. Zwei Anlagen seien als zu hoch erachtet worden, „obwohl die fünf auf Reichenbacher Gemarkung höher sind“, wirft der Erste Beigeordnete Günter Kleemann ein. Mittlerweile wolle der Windkraftbetreiber wegen des technischen Fortschritts andere Anlagen mit einer Leistung von drei Megawatt errichten. Die Wehrbereichsverwaltung habe das Vorhaben erneut abgelehnt, diesmal wegen Beeinträchtigung des militärischen Radars in Ramstein, erzählt Ginkel. Das Unternehmen habe nun einen Anwalt eingeschaltet.
Unterdessen gibt es im Osten von Jettenbach an der Werkstraße des Steinbruchs ein weiteres Gebiet, das sich zur Windnutzung laut Gutachten eignet. Platz für drei Anlagen wäre dort vorhanden. Als Partner für die Umsetzung der Windkraftpläne für „ Jettenbach Ost“ hat die Gemeinde die Firma Juwi ausgewählt.
 |  | Alle Wunschgebiete sind auch in den Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde als sogenannte ausschlussfreie Gebiete eingearbeitet. Das bedeutet, dass dort der Bau von Windrädern nicht verboten, sondern im Einzelfall möglich ist. Dafür muss der Bereich allerdings im Flächennutzungsplan als Windkraftgebiet ausgewiesen werden. Zurzeit liegt der Flächennutzungsplan noch bei der Kreisverwaltung zur Genehmigung. Bernd Ginkel hofft, dass die Behörde möglichst schnell entscheidet und dass den Jettenbacher Plänen nicht noch ein Strich durch die Rechnung gemacht wird. Angenehmer Nebeneffekt: Mit Windstrom lässt sich Geld verdienen. Allerdings will Jettenbach die Vergütung nicht alleine für sich verbuchen. Man strebe ein Modell an, an dem sich auch andere Gemeinden beteiligen können, die keinen Wind haben. „Auf diese Weise können die auch einen Nutzen daraus ziehen“, macht Ginkel deutlich.
Bevor Ginkel den ökologischen Weg in der Gemeinde eingeschlagen hat, hat er sich zunächst des Rückhalts in der Bevölkerung versichert. „Wir haben eine Umfrage im Ort gemacht und dabei einen Rücklauf von 60 Prozent erhalten. Davon wiederum sprachen sich mehr als 60 Prozent dafür aus, verstärkt auf regenerative Energien zu setzen“, sagt der Ortsbürgermeister.
Mittlerweile sind öffentliche Gebäude mit Holzhackschnitzel beheizt, fast auf allen gibt es Fotovoltaik und Solarkollektoren helfen im Freibad, das Wasser zu erwärmen.
Noch in diesem Jahr soll mit der Sanierung des ehemaligen Schulhauses, das als Rathaus dient und von Vereinen genutzt wird, begonnen werden. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Heizung. Hackschnitzel sind hierfür der Energieträger der Wahl. Das System wird kombiniert mit einer computergesteuerten Wandheizung. Die läuft im niedrigen Temperaturbereich. Auch damit wird Energie gespart.
Quelle: Verlag: DIE RHEINPFALZ Publikation: Westricher Rundschau Ausgabe: Nr.106 Datum: Mittwoch, den 08. Mai 2013 Seite: Nr.17 "Deep-Link"-Referenznummer: '91_10809554' Präsentiert durch DIE RHEINPFALZ Web:digiPaper |